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Hochschulbildung und die Herausforderungen des Online-Lernens

Andrea Rumler
Prof. Dr. Andrea Rumler
Professor für Marketing
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Björn Diehl
Dr. Björn Diehl
Diplom-Biologe, Studienkoordinator
Universität des Saarlandes
Guido Kickelbick
Univ.-Prof. Dr. Guido Kickelbick
Leitung Anorganische Festkörperchemie
Universität des Saarlandes
Malena Wiegmann
Malena Wiegmann
Studentin der Human Communication
Dresden International University
Vera Boiter
Vera Boiter
Regional Managerin
Turnitin

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Pädagogen arbeiten intensiv daran, die Logistik für den Online-Unterrichts umzusetzen. Allein die Bewertung der studentischen Leistungen hat eine Reihe von Unsicherheiten mit sich gebracht. Wie können sich Pädagogen effektiv auf diese neue “Bewertungslandschaft” einstellen, unbewusste Voreingenommenheit vermeiden und gleichzeitig die akademische Integrität bewahren?

Im Februar diskutierte die Gebietsleiterin von Turnitin, Vera Boiter, mit Prof. Dr. Andrea Rumler, Malena Wiegmann, Univ.-Prof. Dr. Guido Kickelbick und Dr. Björn Diehl einige der wichtigsten Herausforderungen des Online-Lernens. Haben Sie es verpasst und wollen es nachholen?

Hier eine Vorschau einer Frage, welche von unseren Gästen diskutiert und beantwortet werden:

Was sind Ihre persönlichen Herausforderungen im Bereich der Online-Lehre und wie können Sie die akademische Integrität dabei aufrechterhalten?

Andrea Rumler:

Ich würde sagen die größte Herausforderung ist das Kontakthalten zwischen Studierenden und Lehrenden. Die Unterstützung, die Lehrende ja Studierenden geben wollen und sollen, das ist unser Job, oder zumindest in weiten Teilen. Und das was die Lehre angeht muss anders laufen als bisher. Also wir müssen Wege finden, wie wir die Studierenden möglichst gut unterstützen können.

Malena Wiegmann:

Ich hätte da auch noch einen Punkt und zwar gut die Integrität bleibt ja auf eine gewisse Art und Weise, also in der Hinsicht, dass wir bestimmte Regeln und Normen eben einhalten. Dadurch, dass wir aber jetzt ein anderes Medium nutzen, ist das doch auch ein bisschen verschoben und ich finde es gab bei uns zumindest eine bestimmte Einleitung zu dem Thema. Da war einfach nur eine Umsetzung zum Digitalen, aber es gab keine klare Darstellung in wie weit jetzt bestimmte Regeln und Normen eingesetzt werden oder beziehungsweise Verhaltensweisen nachgegangen werden müssen.

Guido Kickelbick:

Also die zwar, also ich gebe der Frau Rumler Recht: Natürlich fehlt uns allen der Kontakt. Ich glaube den Studierenden genauso wie den Lehrenden. Ich glaube auch, das „Online“ hat seine Möglichkeiten, seine Chancen, aber was ich persönlich in meinen Lehrveranstaltungen wahrnehme ist, dass Studierende noch mehr in Blasen sitzen. Wir haben kaum Möglichkeiten zur direkten Kommunikation. Es ist eben etwas anderes, wenn man in MS Teams oder in ähnlichen Softwaren einfach, erstens Mal niemanden sieht, niemandem ins Gesicht blicken kann, weil so viele ihre Kamera aus haben und dann habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass eben die Interaktion noch geringer ist als vorher. Nichtsdestotrotz sehe ich jetzt keinen Unterschied darin, den Studierenden in sowohl Studium und Lehre, aber auch wenn sie etwas weiter sind in der Forschung die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis näher zu bringen. Das hat sich bei mir nicht geändert, zwischen dem wie ich es vorher betrieben habe und nachher betrieben habe.

Ich muss dazu sagen, ich habe natürlich auch viele Studierende, die schon ein bisschen weiter sind, in der Forschung sind. Da ist es aber glücklicherweise so, dass wir, im Gegensatz vielleicht zu einigen anderen Kollegen in den Naturwissenschaften, die Leute trotzdem vor Ort haben und deswegen ist der Kontakt nicht verlorengegangen? Aber ich sehe jetzt keinen großen Unterschied zwischen Online und Präsenz. Ich glaube, in beiden Fällen muss man das einfach vorleben als Dozent, ja, und Dozentin, wie gute wissenschaftliche Praxis zu verstehen ist.

Björn Diehl:

Wir haben ja in dem letzten Jahr jetzt eine Vielzahl an Herausforderungen gehabt. Das erste war, und da müssen wir auch ehrlich uns sein: Wir waren was e-learning und Digitalisierung angeht bei 95% der Dozenten in der Steinzeit oder leicht darüber, das heißt diese Zeit hat uns jetzt mit Lichtgeschwindigkeit in ein neues Zeitalter gebracht und wir müssen viele Dinge auf einmal bewältigen. Das waren einmal die technischen Herausforderungen, die an der Universität ganz gut gelöst wurden bei uns, aber gerade was die Online-Lehre angeht, ich fand es vor allem eine Herausforderung, mit Online-Inhalten umzugehen, bei denen natürlich die Integrität meinerseits gefragt war.

Also das Vorleben, was Herr Prof. Kickelbick gerade eben angesprochen hat, das ist etwas Wesentliches und da geht es eben auch um Inhalte innerhalb der Vorlesung. Früher war man vielleicht mal so ein bisschen schwammig mit Verwendung von Materialien, die man sowieso nur im Hörsaal gesehen hatte, die nirgends raus gingen, aber wenn das jetzt auf Ewigkeit im Internet irgendwann kursiert, dann macht man sich natürlich umso mehr Gedanke.

Habe ich - Darf ich das jetzt überhaupt verwenden, dieses Bild, was ich jetzt hier gerade habe? Darf ich das Video hier einbinden? Und das sind Dinge, mit denen wir uns parallel weiterhin beschäftigen müssen. Ich glaube bei vielen war es so, dass erstmal die Technik im Vordergrund stand und die schnelle Reaktion auf die neue Situation, aber wenn man das, wenn wir auch das vor leben wollen weiterhin, dann müssen wir uns vor allem auch mit diesen Thematiken auseinandersetzen.

Andrea Rumler:

Vielleicht daran anschließend, an die beiden anderen Dozierenden sozusagen, außer mir in dieser Runde. Vielleicht gehe ich noch darüber hinaus, sage das Vorleben alleine reicht nicht, meiner Ansicht nach. Also das ist die notwendige Voraussetzung, aber nicht die hinreichende, den Studierenden wirklich beizubringen, was wir meinen, wenn wir von akademischer Integrität reden, was ein Plagiat ist und so weiter und so fort. Also das ist wie gesagt so notwendig, aber nicht hinreichend. Also ich habe zum Beispiel in einem Kurs, der auch Gaststudierende, die teilweise online aus ihren Heimatländern dabei waren, teilweise in Berlin saßen, versucht, sozusagen, einen einfachen Leitfaden, ich habe einen fünfseitigen Leitfaden geschrieben, was bedeutet: Wie schreibe ich ein Paper? Und so weiter und habe, das Thema war jetzt natürlich nicht neu, aber ich habe versucht, die Leute besonders zu unterstützen. Das hat nicht sehr viel geholfen, war meine Erfahrung.

Also erstaunlich, wie viele Leute das nicht lesen oder vielleicht lesen, aber dann nicht umsetzen können. Und am Ende war ich relativ frustriert was das Thema anging und hab gesagt, das habe ich irgendwie nicht geschafft, ja? Und habe gemerkt, ich brauche viel mehr, noch mehr, sozusagen, Schleifen in der individuellen Kommunikation mit den Einzelnen, als ich das vorher gebraucht habe.


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